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Zukunft der Chemie

Wasserstoff für eine CO2-neutrale Chemiebranche

Bild: BASF SE

Die Chemieindustrie ist im Klimaschutz eine Schlüsselbranche. Einerseits durch ihre Produkte, die helfen, Treibhausgase in vielen Bereichen zu mindern und Energie einzusparen. Andererseits ist sie auch für etwa sieben Prozent der gesamten deutschen Treibhausgasemissionen verantwortlich. 

Effizientere Prozesse und eine CO2-ärmere Energieversorgung reichen nicht

„Die chemisch-pharmazeutische Industrie ist sich ihrer Verantwortung für Klima, Umwelt und Gesellschaft absolut bewusst. Die Branche bekennt sich zu den Zielen des Pariser Klimaabkommens und zum Ziel der Treibhausgasneutralität bis 2050. Über die Teilnahme am EU-Emissionshandel sowie durch ihre Produkte – beispielsweise Silizium für Photovoltaik, Rotorblätter für Windkraft, Dämmung, Leichtbau – trägt sie bereits aktiv zum Klimaschutz bei. Durch effizientere Prozesse und eine CO2-ärmere Energieversorgung konnte die deutsche Chemie von 1990 bis 2018 die Treibhausgasemissionen aus Energieeinsatz und Prozessen bei einem Produktionsanstieg von 76 Prozent um 51 Prozent senken. Um eine Treibhausgasneutralität bis 2050 zu erreichen, genügen weitere Effizienzverbesserungen allein aber nicht. 

Im Herbst 2019 hat der VCI in einer Roadmap gezeigt, dass die Chemie bis 2050 tatsächlich treibhausgasneutral produzieren kann. Dafür sind erhebliche zusätzliche Investitionen in neue Technologien und Anlagen notwendig. Der VCI erarbeitet gemeinsam mit dem VDI konkrete Konzepte, wie die Chemie und weitere Sektoren den Weg zur Treibhausgasneutralität gehen können und die in der Roadmap aufgezeigten Voraussetzungen erfüllt werden. Stakeholder aus Chemie, Energiewirtschaft, Maschinen- und Anlagenbau sowie Kreislaufwirtschaft sollen gemeinsam mit Stakeholdern aus der Politik und Nichtregierungsorganisationen (NGOs) Vorschläge und Handlungsempfehlungen zur Umsetzung der Roadmap entwickeln. Die Chemie hat sich also bereits auf den Weg gemacht, die langfristigen Klimaziele zu erfüllen.

Wasserstoff mit Schlüsselrolle für treibhausgasneutrale Chemie

Neben den Technologien braucht es für eine treibhausgasneutrale Chemie auch noch weitere wichtige Rahmenbedingungen. So sind große Mengen an Wasserstoff nötig. Heute dienen vornehmlich fossile Quellen zur Bereitstellung von Wasserstoff in der Grundstoffchemie. Durch die Ersetzung und treibhausgasneutrale Nutzung dieser fossilen Grundlage wird Wasserstoff perspektivisch zu einer klimaschonenden Basischemie wesentliche Beiträge leisten. Voraussetzung dafür ist aber Technologieoffenheit: Damit genügend Wasserstoff zur Verfügung steht, muss jede Technologie in Betracht kommen, die eine treibhausgasarme Wasserstofferzeugung ermöglicht. 

Momentan hält der Ausbau von erneuerbaren Energien in Deutschland und Europa nicht Schritt mit dem zukünftigen Bedarf der Industrie. Europa hat sowohl beim Thema Wasserstoff als auch beim Ausbau der Erneuerbaren noch Nachholbedarf. Allein die deutsche chemische Industrie braucht für eine vollständige Vermeidung ihrer Treibhausgase bis 2050 über 600 Terawattstunden grünen Strom zu einem Strom-Endpreis in Höhe von 4 ct/kWh, einen erheblichen Teil davon zur Herstellung von Wasserstoff. Ein zügiger Aufbau der nötigen Infrastrukturen ist daher unabdingbar, damit Wasserstoff auch zur Herstellung chemischer Produkte genutzt werden kann.“

Autor:
Wolfgang Große Entrup ist promovierter Agraringenieur und seit 2019 Hauptgeschäftsführer des Verbands der Chemischen Industrie (VCI). 2020 ist er ins VCI-Präsidium berufen worden. Vor seinem Wechsel zum VCI war Große Entrup bei der Bayer AG verantwortlich für die weltweite Steuerung der Konzernaktivitäten in den Bereichen „Sustainability & Business Stewardship“. Davor war er in verschiedenen leitenden Funktionen für die BASF SE tätig.

Ansprechpartnerin im VDI:
Dr. rer. nat. Ljuba Woppowa
VDI-Gesellschaft Verfahrenstechnik und Chemieingenieurwesen (VDI-GVC)
E-Mail: woppowa@vdi.de  

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