Was muss ich beim Kauf von E-Autos beachten?
Der VDI gibt mit seinen Verbrauchertipps noch unentschlossenen Interessierten ein praktisches Hilfsmittel zum E-Auto kaufen an die Hand: Neben Verbrauchseinschätzungen in puncto Reichweite werden auch Informationen zu Anträgen, Stromverbrauch und Ladezeiten aufgeführt.
Immer mehr Menschen überlegen, ein E-Auto zu kaufen. Denn Anreize in Form von Zuschüssen und Steuererleichterungen gibt es mittlerweile genug. Die Hemmungen bei den Überlegungen zum Kauf eines E-Autos stellen nach wie vor die Aspekte Reichweite und Laden dar, besonders unterwegs. Noch Kaufunentschlossene können die Verbrauchertipps „Elektromobilität - Hinweise und Planungshilfen zum Kaufen und Laden von Elektroautos“ nutzen und sich anhand von verschiedenen Beispielautos ausrechnen, was sie an Ladeleistung und Kosten erwartet.
Zuerst den Verbrauch einschätzen
Mit den heutigen Mittelklasse-E-Autos kommt man bis zu 400 Kilometer weit, mit Elektrofahrzeugen der Oberklasse noch einmal deutlich weiter. Im Unterschied zu Verbrennungsmotoren spielt aber auch die Umgebungstemperatur eine erhebliche Rolle, weil diese die Batterieleistung deutlich beeinflussen kann.
Laut Statistik werden die meisten Autos in Deutschland jedoch für Strecken genutzt, die im Schnitt um die 40 Kilometer lang sind. Das sind nur rund zehn Prozent der Reichweite, die die meisten Batterien eigentlich leisten können. Hier greift schon der erste Verbrauchertipp: Kaufinteressierte sollten zwei Wochen lang ein Fahrtenbuch führen, um einen Eindruck des durchschnittlichen Fahr- bedarfs pro Tag zu erhalten. Dies soll aufzeigen, dass ein tägliches Laden gar nicht nötig ist und ein wenig die sogenannte Reichweitenangst nehmen.
Der VDI hat seine Verbrauchertipps zur Elektromobilität von 2016 grundlegend überarbeitet und beschränkt sich in der neuen Fassung nur auf die Themen rund um das heimische Laden sowie den Strom- und Platzbedarf, da viele Elektrofahrzeugbesitzerinnen und -besitzer ihr E-Auto am liebsten zuhause aufladen möchten. Ziel der Verbrauchertipps ist es, die Kosten begreifbar zu machen.
Ladestation in Gebäuden planen
Als Basis für diesen Verbrauchertipp dient die Richtlinie VDI 2166 Blatt 2 „Planung elektrischer Anlagen in Gebäuden. Hinweise zur Elektromobilität“, deren überarbeitete Fassung im Oktober 2020 veröffentlicht wurde. Sie gibt Hinweise zur Planung von Elektroladestationen in einer ganzen Spanne von Gebäuden: von Einfamilienhäusern über Parkhäuser bis hin zu Büros und Einkaufszentren inklusive der dazugehörigen Last- und Energiemanagementsysteme sowie verschiedener Abrechnungssysteme. Sie gibt ebenso Hinweise für die Einbindung der Fahrzeugbatterie in die Energiespeicherung, wenn zumindest ein Teil der Energie im Gebäude regenerativ erzeugt wird. Dies wirkt sich auch positiv auf die verschiedenen Nachhaltigkeitszertifizierungen wie LEED, BREAM oder DGNB aus.
Die VDI 2166 Blatt 2 gibt ebenfalls Tipps zur Installation von Ladestationen für E-Bikes, Pedelecs und E-Scootern. Planer, die Ladeinfrastrukturen im Gebäude, vor allem aber in Neubauten errichten wollen, können sich an VDI 2166 Blatt 2 orientieren.
Anträge, Verbrauch und Ladezeiten
Die VDI-Verbrauchertipps beginnen bei der Ermittlung der Stellplatzsituation, da man davon ausgeht, dass die allermeisten Menschen ihr Fahrzeug zuhause laden wollen. Alleinige Besitzer eines Stellplatzes im Freien oder einer Garage auf dem eigenen Grundstück können sich glücklich schätzen und ohne Umschweife ein Auto aussuchen. Diejenigen, die einen Stellplatz in einer Tiefgarage oder einer Duplexgarage besitzen oder mieten, haben es schon schwerer. Sie benötigen einen formellen Beschluss der Eigentümerversammlung.
Für Mieterinnen und Mieter von Stellplätzen muss der Vermieter oder die Vermieterin diesen Beschluss erwirken. Hier folgt auch der Hinweis, dass man als Mieter gegebenenfalls für die Kosten des Einbaus und auch des Rückbaus aufkommen muss.
Um in den gewohnten Denkstrukturen von Fahrzeugklassen zu bleiben, listen die VDI-Verbrauchertipps verschiedene Vertreter der einzelnen Klassen auf, inklusive der spezifischen Verbräuche (gemäß Herstellerangaben) und verfügbaren Batteriegrößen (Bild 1).
Strombedarf berechnen
Auch Beispiele für Plug-in-Hybride sind aufgeführt. Weiterhin unterstützen die Verbrauchertipps bei der Berechnung des Strombedarfs, aufgeschlüsselt nach Batteriegröße und durchschnittlicher Fahrleistung pro Tag. Somit kann man überschlagsweise die Kosten für das Laden berechnen, aber auch den monatlichen Abschlag für die Stromrechnung erhöhen, damit es später keine bösen Überraschungen gibt.
Da die Wahl des Elektroautos auch die Steckerart beeinflusst, gehen die Verbrauchertipps detailliert auf die Ladezeiten mit den verschiedenen Ladearten ein. Ebenso werden die verschiedenen Steckertypen erläutert, die zum Laden zur Verfügung stehen. Vom Laden mittels einfachem Schuko-Stecker wird grundsätzlich abgeraten.
Sicherer und schneller erfolgt das Laden über eine Wallbox. Die Position der Wallbox am Stellplatz entscheidet auch darüber, wie das Auto zum Laden geparkt sein muss. Grundsätzlich folgen die Verbrauchertipps der Empfehlung der VDI 2166 Blatt 2, die Fläche an den Stellplatzbedarf für mobilitätseingeschränkte Menschen anzupassen, sodass eine geeignete Stellplatzgröße bei 5 mal 3,5 Meter liegt.
Dieser Artikel ist ursprünglich in der Sonderausgabe von ATZextra für die VDI-FVT (Heft 02/2021) erschienen.
Autorin und Ansprechpartnerin:
Dr. Frederike Wittkopp
VDI-Gesellschaft Fahrzeug- und Verkehrstechnik
E-Mail-Adresse: wittkopp@vdi.de