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Ergebnisse einer Umfrage unter VDI-Mitgliedern zur Fahrzeugklasse M0

Verkehrswende zwischen urbaner Mobilität und dem außerstädtischen Umfeld

Bild: Tony Campbell/Shutterstock.com

Die Verkehrswende ist in vollem Gange. Aber wie werden wir den Anforderungen gerecht und wie können wir den Platz auf den Straßen effizienter nutzen. Ein Teil der Lösung könnten neue Mobilitätskonzepte und Mobilitätsklassen sein. Denn kleinere Fahrzeuge, wie die M0-Klasse, bieten nicht nur umweltfreundliche Lösungen, sondern könnte den Verkehrsfluss in unseren Städten verbessern, ohne dass wir auf individuellen Komfort und Flexibilität verzichten müssen.

Mit unserer VDI-Mobilitätsumfrage haben wir versucht ein ganzheitliches Bild der aktuellen Mobilitätspräferenzen zu zeichnen und Unterschiede des Verhaltens innerhalb und außerhalb der Stadt zu erfassen. Die Umfrage versuchte auch den Bedarf nach einer neuen Fahrzeugklasse M0 abzufragen, braucht es eine neue zusätzliche Klasse und wie sähe die Bereitschaft diese zu nutzen aus. Diese neue Fahrzeugklasse, M0 könnte die Lücke zwischen Auto und Leichtfahrzeuge (E-Scooter, E-Bikes, Motorrad, etc.) schließen und gleichzeitig durch ihre geringe Größe den Verkehrsraum effizienter nutzen und weniger Ressourcen verbrauchen. 

Bei der Planung und Entwicklung von solchen neuen kleinen Fahrzeugen stellt man sich einigen Herausforderungen und Schwierigkeiten. Erste Lösungen auf dem Weg hat das Unternehmen Micromobility Systems gefunden. Diese haben einen sehr kleinen Stadtwagen, den Microlino (Klasse L7e) auf den Markt gebracht. Auf die Frage nach Problemen in Planung und Entwicklung erklärte Oliver Ouboter: „Da gab es unzählige. Zunächst einmal ist es ein spezielles Konzept mit der Fronttür und das zu entwickeln war alles andere als einfach. Dann auch der Schritt von der Produktion in die Entwicklung, denn das ist eine ganz andere Nummer als ein paar Prototypen zu bauen.“

Zahlen, Daten, Fakten zur Umfrage

  • 90% der Teilnehmenden identifiziert sich als männlich
  • Überwiegend ältere Personen haben teilgenommen: 15% der Männer und 35% der Frauen sind 34 oder jünger
  • Der Wohnort variiert: Großstadt (27%), städtisch (32%), vorstädtische Gemeinde (20%) und dörflich (21%)
  • 66% der befragten Personen lebt in der Großstadt in einer Wohnung, wohingegen 73% der dörflich wohnenden in einem Einfamilienhaus leben

Das Mobilitätsverhalten innerhalb und außerhalb der Stadt:

Mehr als die Hälfte aller Befragten (51%) sind nahezu täglich sowohl innerhalb als auch außerhalb der Stadt unterwegs, dazu 30 Prozent eher in der Stadt und 15 Prozent eher im außerstädtischen Umfeld. Lediglich vier Prozent sind wenig mobil.

Vor allem junge Personen bis 25 Jahren in der Stadt zu Fuß unterwegs (52%), fahren Fahrrad (42%) oder nehmen den Bus oder die Bahn (36%). Ältere Menschen tendieren dazu, eher das Auto zu verwenden und vermeiden öffentliche Verkehrsmittel.

Noch deutlicher wird dieses Verhalten außerhalb der Stadt hier verwenden 42% der Personen bis 25 Jahren öffentliche Verkehrsmittel wohingegen es bei der ältesten Gruppe nur noch 6% angaben. Außerhalb der Stadt nutzte außerdem in jeder Altersgruppe mehr als die Hälfte das Auto häufig.

Anforderungen an Fahrzeuge – Sicherheit>Energieeffizienz>Kosten

Den Befragten ist der Sicherheits-Aspekt wichtiger als die Energieeffizienz, der Komfort und der Preis von Fahrzeugen. Frauen sind noch deutlich sicherheitsorientierter als Männer.

 

An zweiter Stelle folgt die Energieeffizienz. Die Befragten finden sie wichtiger als den Komfort oder den Preis der Fahrzeuge. Auch das gilt für Frauen noch etwas stärker als für Männer.

An dritter Stelle folgen die Kosten vor dem Komfort der Fahrzeuge. Das gilt für Männer und Frauen in ähnlichem Maße. Bei den Älteren ist der Sicherheits-Aspekt wichtiger als bei den Jüngeren.

Die Befragten finden vier Sicherheitsvorkehrungen wichtig: 
1.    Airbags
2.    Steife Fahrgastzelle
3.    Antiblockiersystem 
4.    Ausreichende Knautschzone 

Über die Sicherheitsvorkehrungen und Assistenzsystem hinaus, fanden zahlreiche Befragte weitere System wichtig (feste Vorgabe, Mehrfachnennung möglich):

  • Tempomat (oft: mit Abstandshaltesystem)ACC
  • Rückfahr-Kamera / 360-Grad-Kamera / Einparkhilfe
  • Toter-Winkel-Assistent
  • autonomes Fahren
  • ausreichende Sichtbarkeit des Fahrzeugs
  • automatisches Lichtsystem
  • Sicherheitsgurt

Anforderungen an die Zahl der Sitzplätze

Am häufigsten wünschen sich die Teilnehmenden ein Fahrzeug entweder für zwei Erwachsene – 38% (Männer wünschen sich das etwas häufiger als Frauen) oder für zwei Erwachsene und zwei Kinder -29% (Frauen wünschen sich das etwas häufiger als Männer). Der Wohnort und das Alter haben hier keinen Einfluss auf die Präferenzen für eine bestimmte Zahl der Sitzplätze.

Präferierte Reichweite und Strecke

Als Reichweite für ein M0-Fahrzeug würde am ehesten der Bereich zwischen 51 und 100 km in Frage kommen (40 %). Lediglich die Befragten aus dörflichen Gegenden geben unterdurchschnittlich oft eine Reichweite bis 50 km an - und überdurchschnittlich oft eine Reichweite über 100 km. 
Vor allem in der Stadt und im städtischen Umfeld scheint eine Nutzung der M0-Fahrklasse interessant – seltener auf Bundes- / Landes-straßen und kaum auf Autobahnen. Der Wohnort, das Alter und das Geschlecht haben keinen Einfluss auf die Nutzungs-Präferenzen.

Oliver Ouboter von Micromobility Systems betont: „Im Schnitt sitzen nur rund 1.2 bis 1.6 Personen in einem Fahrzeug und fahren damit nur rund 35km weit. Gerade im Hinblick auf Nachhaltigkeit wollten wir ein Fahrzeug entwickeln, das eben genau perfekt für diese Alltagsstrecke ist.“ 

Das Kaufinteresse und Preisvorstellungen

Die Befragten würden ein M0-Fahrzeug am ehesten Kaufen oder als Sharingangebot nutzen. 

  • Männer haben eine stärkere Präferenz für den Kauf und Frauen eine stärkere Präferenz für Sharingangebote. 
  • Je älter die Befragten sind, desto eher tendieren sie zum Kauf; je jünger, desto eher tendieren sie zu Sharingangeboten.
  • Im dörflichen Raum ist die Kauf-Präferenz stärker. In Großstädten werden Sharingangebote präferiert.

Die Befragten würden für ein Fahrzeug der M0-Klasse, das als „universelles“ Fahrzeug (für 4 Erwachsene, 110 km/h) genutzt werden kann, mehr ausgeben als für ein sehr effizientes „urbanes“ Fahrzeug (für 2 Erwachsene und 2 Kinder, 90 km/h). Jüngere Befragte wollen oder können weniger ausgeben als ältere Befragte.

Das so eine kleine mobile Alternative funktionieren kann, hat Microlino gezeigt.
„Das Feedback ist grundsätzlich gut“, weiß Obouter: „Die Kunden sind überrascht vom Platzangebot und vom Fahrspaß! Natürlich gibt es vereinzelt Kunden, die sich vorgstellt hatten, dass der Komfort ähnlich dem eines VW Golf sein würde, aber das sind Erwartungen, die man in dieser Fahrzeugklasse nicht erfüllen kann. Kontinuierliche Weiterentwicklung steht hier auf dem Programm, um den Bedürfnissen der Zielgruppe und der Gesellschaft gerecht zu werden.“

Mehr zu Microlino und neuen Wegen in der Mobilität erfahren Sie im Podcast mit Oliver Obouter.

Autorin: Eileen Knossalla

Fachlicher Ansprechpartner: 
Dipl.-Ing. Christof Kerkhoff
VDI-Gesellschaft Fahrzeug- und Verkehrstechnik
Tel.: +49 211 6214-645
E-Mail: kerkhoff@vdi.de


Hinweis: Der Podcast „Technik aufs Ohr“ ist eine gemeinsame Produktion von VDI e.V. und ingenieur.de (VDI Verlag GmbH). Jegliche Werbung während der Podcast-Folge erfolgt ausschließlich über die VDI Verlag GmbH. Der VDI e.V. erzielt hieraus keinerlei Einnahmen.

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