Neue Trinkwasserverordnung mit Versäumnissen
Von 25 auf 72 Paragrafen: Die Trinkwasserverordnung wurde 2023 neu aufgesetzt. Was das für Betreibende und Nutzende heißt, besprechen die Hosts Sarah Janczura und Marco Dadomo mit Arnd Bürschgens und Christian Strehlow. Beide sind Sachverständige für Trinkwasserhygiene sowie Fachreferenten im Bereich Technik und Hygiene nach VDI 6023 "Hygiene in Trinkwasser-Installationen".
Wasser ist ein verderbliches Lebensmittel. „Wenn Wasser länger als drei Tage in der Leitung steht, nimmt es Schwermetalle auf oder Mikrobiologie kann sich vermehren. Betreiber oder Betreiberin sind hier verantwortlich“, sagt Arnd Bürschgens im VDI-Podcast „Technik aufs Ohr“. Welche Temperaturen Wasser definieren, wird direkt angesprochen. „Kaltwasser liegt unter 25 Grad, Warmwasser ab 55 Grad aufwärts.“
Novellierung der Trinkwasserverordnung
Am 24. Juni 2023 trat die zweite Verordnung zur Novellierung der Trinkwasserverordnung in Kraft. Sie bringt wichtige Änderungen für die Pflichten und Anforderungen für die Wasserqualität mit sich. Doch sie wirft dennoch Fragen auf. „Früher gab es 25 Paragrafen, jetzt sind es 72. Zudem wird nun mit einem Verweisprinzip gearbeitet. Das erleichtert die Lesbarkeit nicht“, so Bürschgens. Inhaltlich hat sich viel getan – vor allem in Bezug auf Legionellen und Leitungen aus Blei. „Der Bleigrenzwert wird gesenkt. Im Augenblick sind es 10 Mikrogramm pro Liter. Bis 2028 wird der Wert auf 5 Mikrogramm halbiert.“ Das zieht ein Austauschgebot bis 2026 nach sich. „Alle Bauteile und Leitungen aus Blei müssen bis dahin ausgetauscht sein“, weiß Arnd Bürschgens.
Für Christian Strehlow ist dennoch noch etwas offen. „Ich vermisse die Informationspflicht der Betroffenen bei Legionellen-Fällen. Bei den Maßnahmen müsste das für mich ganz oben stehen.“ Die Risikobewertung der Hausinstallation wurde aus seiner Sicht etwas auf das Umweltbundesamt abgelagert. Vorsorge sei das A und O, um Risiken zu vermeiden. „Hier wurde für mich eine Chance vertan.“ Beide Experten vermissen den präventiven Ansatz der Trinkwasserverordnung. „Schadensfälle sind so vermeidbar“, ergänzt Bürschgens. Als Grund nennt er Zeitdruck aufgrund der neuen EU-Richtlinie.
Trinkwasser: Schadensfälle sind Detektivarbeit
Im Alltag befassen sich beide mit Schadensfällen – sprich, wenn sich Parteien vor Gericht streiten. Hier kann es sich um Todesfälle und gesundheitliche Schäden durch Legionellen oder Bleiüberschreitung handeln. „Wir leisten tatsächlich Detektivarbeit bei der Ursachenforschung“, beschreibt Strehlow seinen Job. Die VDI-Richtlinienreihe 6023 bietet dabei alle Möglichkeiten, um präventiv zu agieren. Die Richtlinie gilt für alle Trinkwasser-Installationen auf Grundstücken und in Gebäuden; sie soll sinngemäß für alle anderen Trinkwasser-Installationen angewendet werden, insbesondere auch mobile Anlagen, z.B. auf Wasserfahrzeugen. Sie gibt Hinweise für die Planung, Errichtung, Inbetriebnahme, Nutzung, Betriebsweise und Instandhaltung aller Trinkwasser-Installationen.
Tipps für den Wassergenuss
Im Podcast gibt es zudem Tipps, um sich beim Genuss aus dem Hahn sicher zu sein. Wasser laufen lassen, lautet ein solcher. Die Temperaturen sollten nicht angefasst werden, nur um Energie zu sparen. Warmwasser muss auch nicht überall verfügbar sein, zum Beispiel in einem Gäste-Bad. Hier kann Energie gespart werden.
Im weiteren Verlauf der Folge erfahren Hörende mehr zu neuen Materialien, die zum Beispiel Bleileitungen ersetzen. Marco Dadomo spricht Wasserknappheit und die Ressource Wasser generell an. „Wasser ist endlich“, sagt Strehlow in diesem Kontext.
Autorin:
Sarah Janczura
Hinweis: Der Podcast „Technik aufs Ohr“ ist eine gemeinsame Produktion von VDI e.V. und ingenieur.de (VDI Verlag GmbH). Jegliche Werbung während der Podcast-Folge erfolgt ausschließlich über die VDI Verlag GmbH. Der VDI e.V. erzielt hieraus keinerlei Einnahmen.