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Handlungsempfehlungen des VDI-IGDT

Daten- und technologiebasierte Handlungssouveränität

Bild: Garry Killian/ Shutterstock.com

Handlungssouveränität von Personen, Organisationen, Einrichtungen und Staaten basiert zwingend auf einer Vielzahl von Voraussetzungen und Bedingungen. Im Rahmen der Digitalisierung gehört dazu neben der Technologischen Souveränität auch die Datensouveränität. Der Mensch wird in den Mittelpunkt der Sicherheitsbelange gesetzt, um selbstständig und verantwortungsbewusst entscheiden zu können, wie seine individuellen Daten verwendet werden.

Geschäftsmodelle, die auf der Grundlage von Daten, Informationen und Wissen basieren, benötigen in der Konsequenz den Zugang zu diesen Daten, Informationen und dem erzeugten Wissen. Wer diesen Zugang kontrolliert und reguliert, schafft sich eine machtvolle Position in allen direkt und indirekt daraus abgeleiteten Vorgängen.

Deutschland und die Europäische Union müssen daher die Rahmenbedingungen schaffen, selbst relevante Daten zu erzeugen, zu speichern sowie den Zugang zu diesen basierend auf den eigenen, demokratischen und humanistischen Werten zu regulieren und zu kontrollieren – die Daten anderer nur nutzen zu dürfen, ist auf keinen Fall ausreichend. Die Wahrung des Werte- und Rechtssystems der EU-Länder sollte bei der Übertragung respektive dem Empfang von Daten sowie bei der Nutzung von Technologien in beziehungsweise aus Nicht-EU-Ländern gewährleistet sein.

Datensouveränität statt Datensparsamkeit

Sichtbar wird die Bedeutung dieser Forderung insbesondere in Bezug auf Privatpersonen oder besser noch Endkunden. Neue Produkte und Dienstleistungen werden heute vielfach und ausgesprochen erfolgreich auf der Grundlage von anwendererzeugtem Social Media Content entwickelt und vermarktet. Die weltweit dominierenden Social Media Plattformen kommen aus den USA und China oder – deutlicher ausgesprochen – sie kommen NICHT aus Deutschland oder der Europäischen Union. Es kann und darf nicht als gesichert angenommen werden, dass der Zugang zu den Technologien und den dort gesammelten Daten für deutsche und europäische Unternehmen gewährleistet ist oder sein wird.

Zu beobachten ist, dass wir uns beim Aufbau alternativer Angebote ungeheuer schwertun. Genannt seien an dieser Stelle insbesondere die Fähigkeit und der Wille zur Skalierung, die Risikobereitschaft sowie die geringe Geschwindigkeit bei der Diskussion und Einführung entsprechender Angebote. Die propagierte Datensparsamkeit in Europa muss zügig durch mehr Datentransparenz und Datensouveränität abgelöst werden. Bürger und Bürgerinnen müssen durch Erlangung eigener Vorteile motiviert werden, souverän mit entsprechenden Technologien umzugehen sowie Daten sinnvoll, zweckmäßig und nutzbringend zu teilen.

Externe Lösungen verhindern Entwicklung innovativer Angebote

Mittelfristig bedeutet die entstehende Abhängigkeit von existierenden, externen Lösungen, dass es uns mit der Zeit zunehmend unmöglich sein wird, eigenständig innovative Angebote zu entwickeln, zu gestalten und zu nutzen. Qualitativ und quantitativ bewertbare Faktoren wie Einstandskosten, Wechselkosten, Lock-In-Effekte und der systemimmanente Aufwand beim Hinterherlaufen werden für uns die erforderliche Handlungssouveränität zunehmend weniger wahrscheinlich, weniger realistisch und weniger rentabel machen. Diesem Phänomen gilt es konsequent und schnell gegenzusteuern – jetzt!


Ansprechpartner im VDI:
Dipl.-Ing. Dieter Westerkamp
VDI-Topthema Digitale Transformation
E-Mail-Adresse: westerkamp@vdi.de

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